Shift happens – auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung

Shift happens – auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung

Das Pre-convention Meeting für Ausbilder, das am 1. November vor der dreitägigen PLDC-Konferenz selbst stattfand, begann mit einem Update zu den Diskussionen und der Arbeit des Think/Do Tanks zum Lichtdesignberuf und zum Thema Aus- und Weiterbildung auf Hochschulebene. Dazu gehörte, eine berufliche Laufbahn zu definieren und ein Kerncurriculum für akademische Studiengänge zusammenzustellen, Aktionen die wiederum zur Idee führten, eine Alliance – koordinierte Gruppierung – für die Lichtdesign Community und als Konsequenz ein strukturiertes Weiterbildungsprogramm für praktizierende Lichtdesigner (CPD – Continuing Professional Development) zu entwickeln, das VIA zurzeit dabei ist, aufzubauen. Hochschulen werden auch im CPD-Programm involviert. Sie werden eingeladen, Lernmodule und Lernmöglichkeiten anzubieten.

Eine Idee, die während des Pre-convention Meetings vorkam, war zu überlegen, einen Sommerkurs für Ausbilder zu organisieren. Ein weiteres Thema, das angesprochen wurde, war „ kreatives Denken“ (vgl. problembasiertes Lernen) als Teil des akademischen Lernens. Dieses Thema bot sich als Einstieg in die Thematik der Präsentation der Gastreferentin Dr. Natalia Bystryantseva, Leiterin des Institut für Kunst & Wissenschaft, und Kursdirektorin des Studienprogramms Creative Lighting Design (CLD) an der ITMO Universität in St. Petersburg. Natalia hielt einen inspirierenden Vortrag über: Ausbildung, die Barrieren abbaut – Studiengänge heutzutage müssen junge Lichtdesigner darauf vorbereiten, als „Alchemisten“ zu agieren und verschiedene Bereiche der Wissenschaften, Künste und Technologien zu synthetisieren, um neue Gestaltungsspielräume zu entdecken.

ITMO nutzt Kunst & Wissenschaft als Tool, um festzustellen, mit welchen Herausforderungen der Zukunft zu rechnen ist – und als Möglichkeit, analytische Tools zu integrieren, um Lichtdesignkonzepte und Produkte zu entwickeln, indem man je nach Projekt unterschiedliche Denkweisen, Ansätze und Technologien anzuwenden hat. Dazu gehört: Wie unterschiedliche Denkweisen sowie die Technologie des Denkens aktiviert und entwickelt werden können? Welche Tools kommen dafür in Frage? Welche Lehrmethodik sorgt dafür, dass die professionellen Tools nicht zu Klischees gemacht werden?

Die Forscher schlossen sich dann dem Pre-convention Meeting an und Prof. Werner Osterhaus, der seit Anfang an auch Teil des Think/Do Tanks zum Thema Aus- und Weiterbildung und zum Lichtdesignberuf ist, berichtete über die Einbeziehung der Forschungsmethodik in das Kerncurriculum für akademische Studiengänge.

Dr. Amardeep Dugar präsentierte seine Gedanken zur wissenschaftlichen Weiterbildung und zu kritischen Bewertungsverfahren – kurzfristige Ziele mit langfristiger Wirkung. Der Vortrag bezog sich auf das Thema seiner Doktorarbeit „Tangible Lighting Controls“ (Victoria University of Wellington, Wellington/NZ, 2010), die dazu diente, die Aspekte der Planung, des Strukturierens, der Analyse und der Kommunikation bei der Durchführung von Forschungsstudien zu demonstrieren.

Die Forschungslandschaft im Bereich Licht und Lichtplanung sieht gut aus, aber es müssen Möglichkeiten gefunden werden, Forschungsergebnisse bekanntzugeben. Die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, die ein Peer-Review-Verfahren anwenden, gehört zur akademischen Anerkennung in der Lehre und Forschung, aber es ist erforderlich, darüber hinaus zu gehen und auf die Designgemeinde und wichtige Entscheidungsträger bewusst einzugehen, um etwas zu bewegen und die Planungsqualität zu erhöhen.

Die Diskussionen, die im Laufe der PLDC-Tage stattfanden, einschließlich eines Think Tanks für spezifische Ausbilder, bestätigten erneut die Notwendigkeit eines koordinierten Ausbilder-Netzwerks. Studiengänge für Lichtdesign in der ganzen Welt erleben zurzeit auch einen Wandel. Es besteht ein anerkannter Bedarf, sich über die Bedeutung relevanter verwandter gestaltender Disziplinen und Wissensbereiche im Klaren zu sein, welche heute bei der Realisierung von Lichtdesignkonzepten eine Rolle spielen. Bei einigen Hochschulen sind verwandte Disziplinen sogar Teil des Lehrplans. Belegt durch Forschungsergebnisse sowie durch erworbene Erfahrungen in den Bereichen Medizin, Neurowissenschaften, Stadtplanung, Sozialforschung und  Interaktions- und Kommunikationsdesign können Lichtdesigner heute Räume mit Licht gestalten, um das Raumerlebnis für den Nutzer– sichtlich oder intuitiv – zu steigern, Gesundheit und Wohlbefinden zu unterstützen, die Orientierung zu fördern, um es Galeriebesucher zu ermöglichen, genau das wahrzunehmen, was der Künstler vor drei Jahrhunderten beabsichtigte, und öffentliche Räume zu gestalten, die wahrhaften der Öffentlichkeit gehören. Und es liegt an den Hochschulen, die jungen Leute auf eine solche – wie es Tapio Rosenius vorzieht, zu beschreiben – anti-disziplinäre berufliche Laufbahn vorzubereiten. Das heißt nicht, dass Lichtdesigner in der Zukunft dagegen sind, unterschiedliche Fachdisziplinen oder Designbereiche anzuerkennen, sondern dass der Ansatz bei jedem Projekt erfordert, „über den Tellerrand zu blicken“ – auf jeden Fall über den eigenen Tellerrand.

Es wäre falsch zu behaupten, dass die Zukunft voller Herausforderungen ist. Es gibt jetzt schon genug Herausforderungen, auf die wir uns konzentrieren müssen! Spannende Zeiten  im Bereich der Aus- und Weiterbildung, wobei Aufgeschlossenheit, Kooperation, Zusammenhang und Zusammenarbeit von sinnvoller Kreativität und der Überzeugung, über die eigene Mut hinaus zu gehen, begleitet werden sollen. Dennoch, oder gerade deswegen, werden wir Umgebungen schaffen können, welche auf vielen verschiedenen Ebenen Sinn machen – weil wir wissen, wie, mit wem in unseren Teams, und vor allen Dingen warum, wir das erzielen wollen.