751 D-Park
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Teamwork

Bei der Neugestaltung des 751 D-Park Büros in Peking/CN kommt es zu einer besonderen Partnerschaft.

Der Komplex, in dem heute das Verwaltungsbüro von 751 D-Park zu finden ist, gehört zu den besagten Industrieprojekten von damals. Es handelt sich mehr um ein ganzes Areal – eine ehemalige Gasanlage im Nordosten Pekings. Durch die Teilhabe am ersten chinesischen Fünfjahresplan erreichte die Industrie dort große Bedeutung, sie lieferte zu Höchstzeiten ein Drittel des gesamten Gasertrags des Landes. Irgendwann verlor die Gegend jedoch auch wieder an Wichtigkeit und es dauerte bis zum Wechsel ins 21. Jahrhundert, als mehr und mehr urbane Kreativunternehmen in dem Ort neues Potenzial sahen. Inzwischen ist der 751 D-Park zu einem Ballungsgebiet für innovative Industriezweige geworden, er ist Kultur- und Erlebnisstätte.

Wie überall im Areal zu sehen und spüren, lebt die raue Industriegeschichte von damals auch im obersten Stockwerk eines dreistöckigen Backsteingebäudes weiter. Was früher eine Schaltzentrale für all die Gasförderungen war, ist nun ein neumodernes, lichtdurchflutetes Büro. Früher hart und statisch, heute weich und flexibel in Beschaffenheit und Nutzung. Und doch gelingt eine Mixtur aus beidem.Auffallendstes Prunkstück und platziert im Hauptraum der Büroetage ist ein großer Tisch, der sich durch den langgezogenen, heute durch Zwischenwände geschickt unterteilten Raum schlängelt. Doch wirkt er nicht allein durch sich, also seine Größe, Flexibilität und sein Material aus lackierten, dadurch glänzenden Spanplatten. Er korrespondiert mit seiner Partnerin, einer Pendelleuchte an der Zimmerdecke. Sie schlängelt sich im Gleichklang durch die Räume und entwickelt eine besondere Arbeitsatmosphäre von Partnerschaft und Teamgeist.

Der Fluss der langen, nie enden wollenden Lichtquelle sowie des angenehmen Lichts, welches durch opales Weißglas leuchtet, inspiriert und verschafft der Industriearchitektur sowie dem Arbeitsklima eine Leichtigkeit und Dynamik. Diese Zwillingsform von erdverbundenem stabilem Tisch und deckenbefestigter schmaler Leuchte markiert eine wesentliche Charakteristik des Hauptraums. Definierte Zonen innerhalb flexibler Arbeitsbereiche ergeben sich und eine gewisse Ordnung in einer lebhaften Umgebung entsteht. Darüber hinaus wird die Arbeit im Büro durch viel Tageslicht beeinflusst. Dafür sind in diesem Fall keine riesigen Wand- oder Dachfenster verantwortlich, sondern die Tatsache, dass der gegliederte Hauptraum schmal und langgezogen ist, wodurch das durch die Fenster an beiden Raumseiten eindringende Sonnenlicht den Raum flutet.
Die weißen Wände und der leicht spiegelnde Fußboden transportieren das Tageslicht zudem weiter. Etwas im Kontrast dazu steht die Verwendung des hellbraunen Spanholzes für Möbel, Stauflächen, Zwischenwände oder ein Raum-im-Raum- System. Letzteres befindet sich am Südende der Büroetage und beherbergt einen Konferenzraum, der Tageslicht überwiegend aus dem Hauptraum durch seine Glasfront aufnimmt. Kunstlicht wird durch rechteckige Deckeneinbauleuchten ergänzt. Darüber, und durch eine Treppe zu erreichen, wurde ein Ruhebereich angelegt, der mit Tatami-Matten ausgelegt ist. Seine Brüstung reicht nicht ganz bis unter die Decke und er wird durch ein Tageslichtfenster beleuchtet. Während der dunkleren Tages- beziehungsweise Jahresphasen kommen dort zwei Richtstrahler zum Einsatz.

Neben den Downlights, die in den Sitznischen und Durchgängen in den Zwischendecken aus Spanplatten installiert sind, ergänzen Richtstrahler montiert auf Schienen die Lichtgestaltung im gesamten Büro. Diese können auf Arbeitsbereiche oder die vielen Regale ausgerichtet werden. Auch wenn im ersten Moment das Material der allgegenwärtigen Pendelleuchte etwas grobschlächtig erscheint, ist es doch der Gesamtatmosphäre der Industriearchitektur geschuldet, seiner Geschichte angepasst und insofern völlig in Ordnung. Und mehr und mehr erscheint es sogar eine gute und kreative Lösung zu sein. Dieses auch deshalb, weil die Innenraumgestaltung und das Lichtdesign – Formen, Kurven und Material – derart konsequent mit dem Mobiliar korrespondieren, dass man ihr die gleiche DNA bescheinigen mag.

Die Mischung des alten industriellen Flairs mit modernem Renovierungsdesign ist im 751 D-Park Kreativbüro angenehm gelungen. Es ist zum einen die unveränderbare, teils unter Denkmalschutz stehende Gesamtarchitektur der Industrieanlage, die berücksichtigt und saniert werden musste, und zum anderen sind es einzelne, erhaltene Objekte aus glorreicher Zeit, die in die heutige Nutzung integriert wurden. Aus einer Schalttafel, die aufbereitet und gestrichen wurde, ist eine Garderobe mit Spinden geworden. Der Terrazzoboden, auf dem sie steht, ist genauso aufgebessert und erhalten worden. Aspekte wie diese und die Verwendung der Materialien hielten die Kosten für Umbau und Renovierung gering.

Am 751-Büroprojekt zeigt sich, wie gut sich Alt und Neu zusammenbringen lassen, wie man die mitunter einschränkenden Eigenschaften – auch in Sachen Licht – alter und vor allem aber derber Industriearchitektur, die zudem schon viele Jahre verlassen brachliegt, mithilfe einer guten Idee – das muss nicht gleich eine vermeintlich alles regelnde Fünfjahresplanung sein – sowie moderner technischer Mittel ummünzen kann. Und das kann geradeso auch kostensparend funktionieren. Noch mehr legt dieses Bürodesign allerdings offen, wie stilgebend ein solches Leuchtendesign für eine ganze Etage, seine Wirkung und Nutzung sein kann. Erst recht, wenn das Design bei den hier vorliegenden Raumgegebenheiten so markant ist und im Einklang mit einem ebenso markanten Möbel eine enge kommunikative Partnerschaft eingeht.

Projektbeteiligte:

Architektur und Design:
 hyperSity office – Shi Yang, Zhang Guoling