Pont de Sèvres Hochhäuser Paris
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Fassadenlicht

CityLights – das Projekt der Pont de Sèvres Hochhäuser in Paris/FR.

Die Sanierung oder Neugestaltung einer Fassade ist nicht wirklich der erste Wunsch eines Planers. Zu groß scheinen die Hürden, zu eng die Möglichkeiten, um etwas, was in die Jahre gekommen ist, nun zu einem modernen Neuen zu machen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Fassade zwar alt, aber noch nicht so alt ist, dass man sie als historisch bezeichnen kann. Die Pont de Sèvres Hochhäuser, die nach der Komplettsanierung und Umstrukturierung den Namen CityLights bekamen, wurden im Jahr 1975 von den Architekten Badani und Roux-Dorlut gebaut. Als Beleg für die architektonische Moderne der damaligen Epoche standen sie hoch und dicht aneinander gebaut mitten in einer öden Stadtlandschaft. Durch den Umbau wurde dieses Gefühl der "Isolierung" in einen Vorteil gewandelt – sowohl im sozioökonomischen als auch im städtebaulichen Sinne. Bei dem Projekt geht es nicht nur um die Renovierung und Neugestaltung des ursprünglichen Komplexes, sondern zusätzlich um eine Enthüllung der selbstverständlichen Ressourcen der Hochhäuser. Der Standort verfügt nun auch über eine erstklassige Verbindung zum öffentlichen Verkehrsnetz. Es befindet sich eine unterirdische Station der Pariser Métro direkt vor dem Hochhauskomplex. Somit ist CityLights ein Teil des Stadtkerns und gehört in der Tat zum planerischen Vorhaben der Stadt, die französische Hauptstadt zu erweitern und ein Grand Paris zu schaffen. Zusätzlich zur Auswirkung der Hochhäuser auf die Stadtlandschaft haben diese ergänzenden Elemente ebenfalls einen Einfluss auf die Morphologie und Veränderung der Gebäude gehabt.

Ein offener, geschützter Campus

Während die Hochhäuser ursprünglich von ihrer Umgebung abgeschnitten waren, sind sie heute durch Fußgängerwege, welche zum neuen Stadtteil Trapèze führen, vollständig und organisch damit verbunden. Die Industriebrache, wo früher die Renault-Werke standen, ist durch neue und umgebaute Büro- und Wohnhäuser ersetzt worden. Die Planer gestalteten den Außenraum rund um die Hochhäuser, indem sie unterschiedliche Räume schufen, um das Projekt dem städtischen Raum zu öffnen: Einen großen Platz vor den Hochhäusern, Fußwege an allen Seiten des Komplexes sowie Garten- anlagen. Dadurch ist das Projekt fest verankert innerhalb der Großstadt. Der 6000 Quadratmeter große Vorplatz verbindet die Hochhäuser mit dem Umfeld und bettet sie in den städtischen Raum ein. Die einladenden Eingangsbereiche, Fußwege und Gemeinschaftsflächen unterstützen eine neue, an die heutige Zeit angepasste Art von Arbeitsumgebung.

Ein Enthüllungsprozess

Die Entscheidung, ein Architekturprojekt dieses Ausmaßes zu sanieren, entspringt aus einer modernen Logik der Effizienz und Realität. Solche Projekte zeichnen sich durch unbestreitbare gestalterische sowie geometrische Eigenschaften aus. Der sechseckige

Grundriss mit einem Gebäudekern bestehend aus Büroetagen bietet hervorragende Aussichten auf Paris und die westlichen Vororte. Alle Arbeitsplätze im Haus erhalten direktes Tageslicht und die Großraumbüros sind eng gestaltet, so dass nicht mehr als zwölf Personen von jedem Standpunkt aus gleichzeitig sichtbar sind. Die Gebäude sind wesentlich dichter aneinander gebaut als es der Fall sein würde, wären sie heute entworfen worden. Eins der Ziele dieses Projekts bestand darin, diese Vorzüge zu enthüllen. Dank ihrer Prismen- ähnlichen Formen sind die Gebäude äußerst effizient, wenn es darum geht, Licht einzufangen. Die traditionelle Gegenüberstellung von Nord und Süd gilt in diesem Fall nicht mehr. Die in die Fassade integrierten Winkel und Formen funktionieren ähnlich wie optische Instrumente. Sonnenlicht dringt in die Gebäude ein und wird auch von den kristallförmigen Fassadenstrukturen so reflektiert, dass alle Büroflächen davon profitieren,
egal auf welcher Seite des Gebäudes sie sich befinden. Dieser urbane Komplex bildet den "Eingang" zu Boulogne-Billancourt und kann schon von der Autobahn aus, die von der Stadt Meuron hinunter führt, besichtigt werden. Unter Wahrung des historischen Werts des Komplexes ermöglichte der Sanierungsprozess der Pont de Sèvres Hochhäuser die Erschaffung einer total neuen Struktur, welche den aktuellen Normen und Nachhaltigkeitsanforderungen entspricht. Der Name CityLights, der von der Projektleitung bestimmt wurde, beschreibt perfekt die subtil funkelnden "Armreifen", welche die

Rechts: Beleuchtungsdetail. Die Tiefe der Fensterlaibung macht das optische Highlight aus, ohne dramatische Lichtverschmutzung zu generieren.

Gebäude umschließen und die Präsenz der Hochhäuser gegen den Nachthimmel unterstreichen. Das Licht wird auf unterschiedliche Art und Weise in die Fassaden der Hochhäuser sowie in die Büroräume und Essbereiche, in das Auditorium und in den Campus, der sich zur Stadt eröffnet, bewusst und gelungen integriert.

Die Bedeutung des Lichts

Natürliches Licht macht Architektur erlebbar. Elektrisches Licht kann im Innenraum eine ähnliche Rolle spielen. Das Licht, das der Mensch braucht, um ein Buch zu lesen oder am Computer zu arbeiten, ist völlig anders als die Beleuchtung, die der Mensch zur Orientierung durch ein Gebäude benötigt. Die Bedürfnisse der Nutzer müssen in der Konzeptphase zum Anfang des Lichtplanungsprozesses berücksichtigt werden,
um sicher zu gehen, dass die Menschen sich nicht nur wohl fühlen und Sehaufgaben erfüllen können, sondern auch das Gefühl erfahren, dass der Raum ihnen gehört. Dasselbe gilt für die Außenraumbeleuchtung. Und ebenso wie Licht angewendet werden kann, um Räume zu gestalten oder sogar zu verwandeln, so kann es auch geplant werden, um Gebäudefassaden zu gestalten und verwandeln. CityLights ist Teil der Stadtlandschaft und harmoniert mühelos mit dem urbanen Raum. Die LED- Beleuchtung, welche in die Faltelemente der Fassade integriert worden ist, unterstreicht den Rhythmus der Fassade und verleiht den sanierten Strukturen eine neue Dynamik und Präsenz – eine Geste an alle, die die Gebäude nutzen oder in ihnen arbeiten und wohnen. Zur Feier des Stadtlebens, eine Verschönerung, welche Pragmatismus mit Designanspruch kombiniert, um eine Aufwertung des städtischen Raums zu erzielen und um zu zeigen, wem er gehört. Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie man mit Licht etwas Cooles gestalten kann, was auch noch einen Charakter hat. Tagsüber fällt der gestaltete Bereich der Fassade visuell kaum auf. Einzig das Licht macht nachts den Unterschied.

Planungsbeteiligte:

Auftraggeber: SAS des Tours du Pont de Sèvres
Architektur: Dominique Perrault Architects
Ausführende Architekten: Artelia