Grand Hyatt Playa del Carmen Resort
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Der mexikanische Himmel

Das Grand Hyatt Playa del Carmen Resort in Südmexiko.

Das Grand Hyatt Playa del Carmen, das vor etwa einem Jahr eröffnet wurde, gehört zur Entwicklungsstrategie dieser Region. Die Hotelanlage umfasst ein geschütztes Mangrovenareal und ist zugleich in unmittelbarer Nähe zu der von Einheimischen genannten Fifth Avenue, einem belebten Touristenziel mit zahlreichen Restaurants, Bars, Läden oder Einkaufszentren unterschiedlichster Form und Größe sowie einem lebendigen Nachtleben. So kombiniert die Ferienanlage die lokale Umgebung mit der Kultur in einem modernen Umfeld und auf einem Gelände, das bis zum Meer sowie zum 140 Meter breiten Strand hin abfällt.

Die Architekten haben eine Reihe von Standortanalysen durchgeführt, um mögliche Flächennutzungsszenarien zu definieren und einen angemessenen Schutz des natürlichen Umfelds zu sichern. Daraus entstand eine Bauplanung, welche die Anlage in drei Teile gliedert, von denen jeder durch die, auf der Halbinsel Yucatan vorgegebenen organischen Formen, inspiriert wurde. Demzufolge wurde jeder Bauteil auch bewusst unterschiedlich gestaltet, um eine große Vielfalt von Sinneseindrücken, Verbindungswegen und Erlebnissen für Gäste sowie Besucher zu generieren.

Der erste Teil der Anlage bildet die Verbindung zwischen der Einkaufsstraße Fifth Avenue und dem Hotel selbst, wobei die technischen Einrichtungen und der Personalbereich unterhalb der inneren Erschließungs- "Straße" untergebracht sind. Der zweite, rechteckige Teil der Anlage liegt zentral und ist umgeben von viergeschossigen Hotelgebäuden. Die Hotelzimmer sind alle mit einem Ausblick auf die Gärten mit den Mangroven- bäumen versehen, die bewusst erhalten wurden, um diesen kleinen Naturpark im Kern des zweiten Teils des Hotelgeländes möglich zu machen. Oberhalb der Gartenanlage wurde ein offener, überdachter Fußgängerweg integriert, der "el paseo" genannt wird. Dieser, zum Teil mit Stufen angelegte Übergang vom Eingang bis zum Meer, zeichnet sich durch betont skulpturales Design aus: beispielsweise Sitzflächen und Verkaufskioske, die wie aus Stein gehauen sind. Unter- halb von "el paseo" sind Konferenzräume und ein Spa-Bereich untergebracht.

Im Wellness-Bereich bildet ein großer, gewölbter und konischer Baukörper, der aus dem Boden herausragt, den visuellen Schwerpunkt. Die Gestaltung dieses

Baumelements ist eine Anspielung auf die herrlichen Cenotes – dolinenartige Kalksteinlöcher – die für diesen Teil von Mexiko einzigartig sind. Der obere Teil des konischen Baukörpers ist offen. Somit dringen Sonnen- strahlen in den Wellness-Bereich ein und Gäste können sich in dem großzügigen Raum in Ruhe entspannen.

Der dritte und am nächsten zum Meer gelegene Teil der Anlage bildet den Kern des Hotels: Neben Unterhaltungseinrichtungen und Restaurants hat der Gast hier direkten Zugang zum Strand. Die Hotelzimmer und Suiten im viergeschossigen Gebäude bieten einen wunderschönen Blick auf die Schwimmbecken, die Terrassen und das Meer.

Die Auswahl der Baumaterialien und Oberflächenstrukturen beruhte auf der Absicht der Architekten,
das Hotel der natürlichen Umgebung anzupassen: sandfarbene Verkleidung, Naturstein, naturbelassenes Holz, natürliche Vegetation, Wasserflächen und warmweiße indirekte Beleuchtung. Die größten und wichtigsten Räume im Hotelkomplex wurden zielbewusst gestaltet, um die Kunstwerke zu präsentieren, die vom Künstler César López-Negrete speziell für das Projekt geschaffen wurden.

Das wichtigste Licht für das Leben auf diesem Planeten ist das Tageslicht. Und die Ferienanlage Grand Hyatt in Playa del Carmen lebt vom Tageslicht. Nicht nur bei den für Sport und Entspannung gestalteten Außen- räumen, sondern auch für das Einfallen sowie die Nutzung des Tageslichts im Zusammenhang mit dem Hoteldesign. Dazu zählen die großzügig gestalteten Öffnungen in den Verkehrsbereichen, die Balkone oder die großen Fenster in den Zimmern und Suiten, die integrierten Beschattungen und die sorgfältige Komposition mit den mitunter dramatischen Schattenwirkungen, um die architektonische Gestaltung zu unterstreichen.

Zum Einbruch der Dunkelheit übernimmt das elektrische Licht: Streiflicht betont die Oberflächenstruktur der verwendeten Materialien, unterstreicht die Form der Verbindungswege und liefert einen warmen Ausgleich zum dunkelblauen nachlassenden Tageslicht.

Der Wellness-Bereich wurde lichttechnisch besonders diskret behandelt. Die Nutzer des Spas können die intime Atmosphäre in den Räumen, das kerzenähnliche Leuchten und das sanfte tageslichtähnliche Licht von oben genießen. Gleichzeitig strahlt der Kalksteinloch- ähnliche Raum eine gewisse Spannung aus. Ursprüngliche Cenotes, die wahrhaftig mit der Halbinsel verbunden sind, beziehen sich indes auf jedes natürlich geformte Loch mit Zugang zum Grundwasser. Sie wurden anscheinend von den Mayas als Ort für Opfergaben genutzt. Manchmal dienten sie aber auch lediglich als er- leichternde Wasserquelle, da sie sich durch versickertes, somit gründlich gefiltertes und klares Regenwasser spei- sen. Das Becken im Spa-Bereich im Grand Hyatt ist recht klein im Vergleich zu manchen der natürlichen Cenote Becken. Die Beleuchtung der Innenseite der konischen Struktur betont die Qualität der Steinfläche und verleiht dem Gesamtraum Authentizität und Bedeutung.

Um abschließend zu den Unterkünften der Gäste zurückzukehren: Es bleibt ein Rätsel, warum Hotelbadezimmer zumeist fensterlos sind und häufig mit ungeeigneten Lichtfarben aus ungünstig positionierten Leuchten illuminiert werden. In diesem Sinne ist das Grand Hyatt Playa del Carmen keine Ausnahme.

Sollten Sie aber noch keinen mexikanischen blauen Himmel oder Sonnenuntergang gesehen haben – dann wird es wirklich Zeit.

Projektbeteiligte:

Architektur: Sordo Madaleno Arquitectos

Innendesign: Sordo Madaleno Arquitectos + Rockwell Group
Lichtberatung: Luz y Forma

Landschaftsberatung: Gabayet Paisajistas