Dolce & Gabbana
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Spot an!

Ein Bühnenspiel über Licht und Mode in mehreren Akten.

Örtlich gesehen bietet der moderne Tokioer Stadtteil Aoyama den richtigen Platz für dieses Theaterstück aus Dolce & Gabbana. An einer Kreuzung gelegen wirkt schon die Fassade der neuen und einzigartigen Modeboutique wie ein schwerer Vorhang aus edlem Marmor, der von wenigen, kaltweißen Lichtschlitzen durchbrochen wird, die zurückhaltend einen Vorgeschmack auf die ganze Ware geben sowie auf das besondere Schauspiel im Innern einstimmen. In der Hauptrolle Licht. Die Nebenrollen übernehmen Materialien wie Gold und Marmor, ausgeklügelte Projektionen, hervorgerufene Schatten oder gewollte Dunkelheit. Das Drehbuch des Stücks ist in diesem Falle ein clever entwickeltes Ladenkonzept in Sachen Architektur und Design.

Und dieses nutzt eben primär und für alle Akte theatralisches Licht, um die Kleidung sowie Taschen, Schuhe und Accessoires besonders zu illuminieren. Ermöglicht wird das durch 400 Richtstrahler aber auch Projektoren, die an der Decke auf den zwei Etagen montiert sind und individuell gesteuert werden können. Der Ausstellungsraum wird zur scheinwerferbeleuchteten Plattform für all die hochwertigen Produkte aus dem Bereich Mode. Die im starken Lichtschein exponierten Kleidungsstücke werfen durch den Einfallwinkel des Deckenlichts demonstrative und dramatische Schatten an Wände und Fußböden, geben dem dunkel-eingeengten Raum mehr Tiefe. Das wiederum dient der Auffälligkeit jedes einzelnen Modestücks und unterstreicht die Farben und Hochwertigkeit.

Kurzum zeigt sich bei dieser Edelboutique eine Ladenfläche, die dynamisch sowohl in definierte helle Flächen als auch in Dunkelheit gehüllt ist. Und das im stetigen Wechsel, direkt neben- oder zueinander, an- und ausgeschaltet. Zunächst wirkt diese enge Bühne jedoch durch die schwarzen Wände, den dunklen Boden, das eckige und ebenfalls schwarze Ladenmobiliar sehr finster und schwermütig. Erst durch den gezielten Lichteinsatz erweitert sich das Erscheinungsbild und gefühlt auch der

Raum an sich. Die Richtstrahler beziehungsweise die Projektionen, die imitierte Marmorflächen auf den Boden oder fensterähnliche Großflächen an die Wände werfen, sind rau und kalt, doch genau passend um jedes einzelne farblich-warme Produkt deutlich und gleichzeitig minimalistisch hervorzuheben.

Der erste Akt des Schauspiels erhält schließlich auffallende Unterstützung durch das in der Ladenmitte positionierte Treppenhaus aus glänzend goldenen Oberflächen. Aus einem in der Decke umlaufenden Freiraum werden die Flächen stark beleuchtet, wodurch der grelle und prunkvolle Bau zum zentralen sowie kontrastierenden hellen Blickfang wird – wie ein majestätischer Eingang im Laden. Der goldene Schimmer verbreitet sich sanft im restlichen Gebäude. Somit avanciert das auffällige und massive, in die Architektur integrierte Rechteck zur alles überragenden Kulisse dieser Bühne. Definitiv der Mittelpunkt des zweiten Akts.

All die genannten Aspekte des Ladendesigns sollen gemeinsam die sonnige Atmosphäre Siziliens transportieren. Denn es lag dem Designkonzept als Idee zugrunde, die italienischen Wurzeln sowie die ursprüngliche Kreativität der Modemarke Dolce & Gabbana tausende Kilometer entfernt in diese exklusive Niederlassung zu integrieren.

Der typische Sonnenschein des italienischen Südens wird als stark und direkt beschrieben. Er soll Städte und Landschaften je nach Sonnenstand ziemlich deutlich in hell und dunkel tauchen. Im Geschäft in Aoyama wirkt die Umsetzung dieser besonderen und geografisch spezifischen Eigenschaften sehr abstrakt und dadurch nicht gleich erkennbar. Dennoch: manche Schaufensterpuppe, edel gekleidet von Kopf bis Fuß, steht tatsächlich wie im grellen Sonnenschein und schattenwerfend an seiner Stelle, um sich den Kunden im dritten Akt von der besten Seite zu zeigen. Am ehesten lässt sich diese Reverenz zu Klima und Geografie jedoch am goldenen Treppenhaus erahnen, dessen Ausstrahlung und Gold-

schein an die warme Sonne Süditaliens zu erinnern vermag – ein mutiger Schritt der Designer, wenn man an die Bedeutung des Mondlichts in asiatischen Kulturen denkt.

Die japanische Niederlassung der Edelmodemarke Dolce & Gabbana in Tokio lebt vom und sogar einzig durch das Licht. Ganz einfach deshalb, weil es präzise sowie als wichtigstes Gestaltungsmittel des Designkonzepts eingesetzt wird. Denn erst der gezielte Einsatz des Lichts definiert die Präsentationsflächen des Geschäfts und setzt somit die Produkte hervorragend in Szene. Ohne Licht wäre hier beinahe nichts, selbst die Edelkleidung stünde im Dunkeln. Anders gesagt: In einer ansonsten bewusst dunklen Raumumgebung führt das lebhafte Licht alles andere an. Wie die Strahler eines Theaters verfolgt das Licht die Darsteller, in diesem Fall hochwertige Kleidungsstücke und Accessoires, und macht sie durchaus mehr als sichtbar. Der "Zuschauerraum", also das "Saallicht" ist sozusagen dunkel geschaltet, um den idealen Blick auf die Bühne, die Bühnenkleidung und die Darbietung in mehreren Akten freizugeben.

 

Projektbeteiligte:

Architektur und Design: Curiosity Inc. – Gwenael Nicolas und Team