Abadía Retuerta LeDomaine
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Kreativität gefragt

Abadía Retuerta LeDomaine in Sardón de Duero/ES.

Nach zehnjähriger Renovierungsphase wurde das ehemalige spanische Kloster Abadía Santa Maria de Retuerta aus dem 12. Jahrhundert mit romanischer und barocker Architektur als Fünfsternehotel mit Luxus-Spa, der sich dem Altbau unterirdisch anschließt, im Jahr 2015 eröffnet. Im Anschluss an die Herausforderung, die Strenge des mittelalterlichen Baus in eine moderne Formensprache umzuwandeln, lag es an den Lichtplanern, ein der Historie und Moderne gebührendes und konsequentes Beleuchtungskonzept für die gesamte Anlage, gelegen inmitten einer romantischen Weinlandschaft, integrativ zu realisieren.

Für die Lichtplaner stellten die Architektur und Bauweise des alten Klostergemäuers mit nur spärlich einfallendem Tageslicht eine besondere Aufgabe dar. Die Lichtplanung sollte das repräsentative Gebäude mit seiner architektonischen Komplexität stimmungsvoll und zugleich seinem historischen Kontext angemessen durch die Beleuchtung unterstützen. Hier zeigt sich die eigentliche Herausforderung des Projekts. Denn einerseits galt es, den Geist des ehemaligen Klosters nicht durch Modernität zu überlagern, andererseits musste eine Atmosphäre geschaffen werden, die einem hochwertigen Hotelambiente entspricht. Die Architektur galt es nicht durch Licht modern zu "entstellen" und als Hintergrund wirken zu lassen. Akzeptiert werden konnten nur die Unterstützung der steinernen Oberflächen und einige rhythmisch positionierte Leuchten, die korrespondieren mit der Rhythmik der umgebenden Bogengänge. Die grundsätzliche Entscheidung der Planer liegt in der

Grundlage in einer Leuchtenlösung und nicht in einer architektur integrativen Lichtlösung.

Um bei der Installation der Beleuchtungselemente nur minimal in die historische, denkmalgeschützte Bausubstanz einzugreifen, entwickelten die Lichtdesigner eine variantenreiche Sonderleuchten-Familie aus massiver Baubronze. Die von einer BronzeManufaktur in Bayern gefertigten Leuchten sind gestalterisch dem klösterlichen Ambiente angelehnt, enthüllen jedoch durch ihre Gestaltung ihre zeitgenössische Herkunft und bedienen sich moderner LED Lichttechnik.

Die Beleuchtung der langen, klösterlichen Korridore und des Kreuzgangs folgen einem durchgängigen Prinzip. Direkte sowie indirekte Wandleuchten beleuchten die Gewölbe des Kreuzgangs sowie die hellen Steinböden und bieten den langgestreckten Räumen einen gewissen Rhythmus. Dank eines an der Unterseite der Leuchten angebrachten Gewebes aus feinem Messing wirkt das Licht sanft und warm. Direkte Blicke auf das Leuchtmittel werden vermieden. Ergänzt werden die Wandleuchten von Stehleuchten, die von vier wie gefächert angeordneten Bronzeschilden abgeschirmt werden. Die polierten Innenseiten der Platten reflektieren goldfarbenes Licht in den Raum.

Die ehemalige Kirche des Klosters bietet Platz für Veranstaltungen. Das Beleuchtungssystem kann auf die unterschiedlichen Nutzungen mit individuell abrufbaren Beleuchtungsszenarien flexibel reagieren. Die bis zu zwölf Meter hohen Kreuzgewölbe werden von den Kapitellen aus mit Aufbau-Richtstrahlern mit dimmbaren LEDs behutsam illuminiert. Es entsteht ein ausgewogenes Verhältnis von Leuchtdichten im Raum, während die Raumhöhe für den Besucher erfahrbar wird. Der Altarraum, das Taufbecken und die Apsiden werden mittels Richtstrahler akzentuiert. Abblendtuben der indirekt leuchtenden und Wabenraster der direkt leuchtenden Strahler verhindern dabei eine Blendwirkung.

Was in Zeiten der Mönche als Speisesaal definiert wurde, nennt sich heute Restaurant. Bronze-Stehleuchten säumen die Längsseiten und vermitteln zwischen der Ebene des Gastes und den etwa zehn Meter hohen Kreuzgewölben. Sie geben ein warmtoniges, direktes wie auch indirektes Licht, welches getrennt voneinander geschaltet werden kann, an die alten Steinmauern und Gewölbeflächen ab. Das großformatige Fresko wird mit einem unauffällig platzierten Strahler direkt beleuchtet. Mit Kerzen bestückte Bronzeleuchter geben mit ihrem lebendigen warmtonigen Licht jedem Tisch einen individuellen, privaten Charakter.

Die Weinbar bietet den Gästen die Möglichkeit, Weine zu probieren und Speisen zu sich zu nehmen. Das Bronze Material der Leuchten wurde hier in die Innenarchitektur übernommen. Eine der Wandflächen wurde mit Bronzepaneelen verkleidet. Diese reliefartige Weinflaschen-Wand wird von kardanisch gelagerten Richtstrahlern inszeniert. Das warmweiße Licht reflektiert die Bronze und die rot gestrichenen Stucco-Wände und schafft im Raum das passende Ambiente.

In dem unterhalb der Weinbar liegenden Weinkeller werden das Tonnengewölbe und die Regale durch die Beleuchtung inszeniert. Die dafür ebenfalls gestaltete Leuchte besteht aus einem Bronzebogen, der an den Radius des Gewölbes angepasst wurde, sowie einer zylindrischen Bronzefassung. Die Form der Leuchte und die freistrahlende Kohlefadenlampe mit ihrem goldenen Licht erinnern an Wandhaken mit Kerzen und greifen

den Gedanken dieser ursprünglichen Beleuchtungsform wieder auf. Das Beleuchtungskonzept für die Gästezimmer sollte aus wartungstechnischen und planerischen Gründen auf alle Standardzimmer übertragbar sein. Das Allgemeinlicht im Zimmer wird über die kleine Variante der Wandleuchte sowie über eine Steh- und Tischleuchte generiert. Zur direkten Ausleuchtung der Schreibtischfläche ist sie neben der diffus strahlenden LED Retrofitlampe zusätzlich mit einer Reflektorlampe ausgestattet. Am Bett befinden sich seitlich jeweils eine schwenkbare Bronze-Leseleuchte.

Hinter der zentralen Trennwand befindet sich das offen gestaltete Badezimmer. Den Spiegel säumen zwei lineare Wandaufbauleuchten, die ein schmeichelhaftes weiches Licht erzeugen. In der Rippendecke ist zentral über der Badewanne ein Bronze-Downlight positioniert.

Der Fitness- und Yogaraum mit seinen gedrungenen Raumproportionen stellte eine besondere Herausforderung an die Lichtplanung dar. Der niedrige Raum erhält ein atmosphärisches Licht über Stehleuchten mit beigefarbenen Textilschirmen sowie über eine sanfte Indirektbeleuchtung. Hierzu entwickelten die Lichtplaner eine Sonderleuchte als Abwandlung der Wandleuchte aus dem Flur. Im Gehäuse sorgen vier PAR20 Lampen in zwei verschiedenen Montagewinkeln für die optimale Ausleuchtung der Decke. Die Lichtführung lenkt den Blick über die Längsachse des Raums auf eine sitzende Buddhastatue, die mit einem bündig eingebauten LED- Downlight in warmweißer Lichtfarbe akzentuiert wird.

Schon vom Empfangsbereich aus hat man durch eine Wandöffnung Einblick in den Indoor-Pool. Direkt über dem Poolbecken befindet sich eine Oberlichtöffnung, die vitales Tageslicht einströmen lässt. Darüber hinaus sind der Poolbereich wie auch Empfangsbereich mit spielerisch angeordneten Pendelleuchten versehen, die auf variierenden Höhen abgehängt sind.

Der Pool selbst ist mit seitlich eingebauten Unterwasserleuchten versehen. Am Ende des Pools liegt ein sehr schmales Fenster zum Empfangsbereich, das von einem Wasserfall verschleiert wird. Linearlichtprofile lassen den Wasservorhang sanft schimmern.

Die schon im Vorraum verwendeten Deckenaufbauleuchten sind auch in den Korridoren rhythmisch angeordnet. Die Leuchten passen sich hier in ihrer hellen Farbigkeit der Deckengestaltung an und verströmen über goldene Reflektoren warmtoniges Licht.

Die Aufbau-Downlights aus den Korridoren setzen sich in paarweiser Anordnung auch in den Umkleiden fort. Dort werden sie unterstützt von Spiegelleuchten. Kleine Massivglasleuchten sind ebenfalls paarweise beidseitig der rechteckigen Spiegel angeordnet.

Um den Komfort der Gäste nicht zu beeinträchtigen, sind in den Behandlungsräumen keine Lichtquellen direkt über den Behandlungsliegen angebracht. Paare von zylindrischen Deckenleuchten erhellen funktionale Zonen, und punktmontierte Richtstrahler sind in Deckennischen entlang der Außenwand angebracht. Diese beleuchten die mit Textil abgehängten Wandabschnitte zwischen den Fenstern und schaffen so eine freundliche Atmosphäre.

Zwischen Indoor-Pool und den Patios sind Entspannungsräume angeordnet. Eine Besonderheit dieser Räume sind "Guadamecies", traditionelle großformatige Wandpaneele, die durch Aufbauleuchten mit goldenem Reflektor in Szene gesetzt werden. Darüber hinaus erfolgt eine zonierende Beleuchtung an den Liegen durch kleine, tragbare Diffuslichtobjekte mit Holzrahmen und Ledertrageriemen.

Im Herzen beider Patios befinden sich flache Wasserbecken, die Reflecting Pools. Diese werden bewusst nicht mit Licht inszeniert, damit sie die Architektur und die Begrünung sowie das umgebende Licht lebendig reflektieren. Im südlichen Patio friedet eine Hecke das Wasserbecken ein und wird mittels Erdspießleuchten nachts sanft erhellt. Im nördlichen Patio hingegen werden die Wandabschnitte der angrenzenden Fassaden durch Bodeneinbauleuchten eingeblendet.

Generell wird den Außenbereichen wenig Nachtbeleuchtung hinzugefügt, denn die ländliche Lage von Hotel und Spa erzeugt eine hohe Sensibilität für Lichtverschmutzung. In erster Linie dringt sanftes Licht durch Gebäude und Geländeöffnungen von unten. Historisierende Wandleuchten in Sonderanfertigung, die sich in ihrer Formensprache an klassische Laternen anlehnen, markieren die Haupt- und Nebeneingänge des Gebäudes. Entlang der Fassade der "Caballerizas" erzeugen sie in der Nähe jeder Terrassentür zonierendes, anheimelndes Licht. Die Pollerleuchten bestehen aus einer Standardleuchte mit Fresnel-Linse, die eine übergestülpte Haube aus Bronzeblech und einen Steinsockel erhalten hat. Die vier Fensteröffnungen der Haube sind mit einem filigranen, gelaserten Ornament-Gitter versehen.

Im Innenhof des Hotels sorgt eine kleine Version der Pollerleuchte für zurückgenommenes, bodennahes Licht entlang der Wege. Die Fassade des Klostergemäuers wird durch Bodeneinbauleuchten behutsam beleuchtet und erzeugt ein angemessen ruhiges Bild. Der Pool im Außenbereich des Spas wird von einer Seite mit Unterwasserleuchten beleuchtet. Diese sind so angeordnet, dass die Lichtquellen von den Poolliegen aus nicht eingesehen werden können.

Gastlich und festlich zugleich präsentiert sich die Lichtstimmung des Hotels. Gleichzeitig gliedert sie sich sensibel dem historischen Bestandsbau sowie den neuen eleganten Architekturinterventionen an und trägt der entrückten ländlichen Lage Rechnung. Die hochwertige Lichtqualität und stimmungsvolle Ausleuchtung der Hotel- und Spa-Anlage bedient sich dabei einem einheitlichem Leuchtendesign und überwiegendem Einsatz von moderner LED-Technologie, wo es Sinn macht und historisch nicht entfremdet. Die funktionalen Anforderungen und gewünschten Stimmungen sind in den verschiedenen Räumen möglich. In den Spa-Räumen werden die Lichtszenarien und -niveaus über Tageslichtsensoren und einer astronomischen Zeitschaltuhr abgerufen. Dies führt die Räume subtil von der Tages- in die Abendstimmung und trägt zu einem sorgsamen Umgang mit Energie und Ressourcen bei.

 

Planungsbeteiligte:

Architekten:

Hotel: Marco Serra Architekt, Basel/CH Spa: Diener & Diener Architekten, Basel/CH

Innenraumgestaltung:
Hotel: Marlene Doerrie, Mailand/IT
Spa: Michele Rondelli, Zürich/CH

Lichtplaner:
Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin/DE
Hotel:
Teamleitung: Martina Weiss
Projektteam: Isabel Ehm, Thomas Möritz, Andreas Schulz

Spa:
Teamleitung: Martina Weiss
Projektteam: Naiara Caballero, Thomas Möritz, Laura Sudbrock, Andreas Schulz

Projektsteuerer: Burckhardt + Partner AG