Palazzo di Vigonovo in Vigonovo/IT
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Brennend, glühend, cool

Fassadenbeleuchtung, Fassadenerleuchtung.

Gebäude werden generell für gewerbliche oder private Zwecke renoviert. In diesem Fall ist es mit dem Projekt gelungen, einen sehr bedeutsamen Ort in Vigonovo in der Provinz Venedig beizubehalten, und gleichzeitig einen neuen gesellschaftlichen Treffpunkt in der Altstadt zu erschaffen.

Ein Renovierungsprozess umfasst Planung, Baureparaturen, Hochbau und Umbau sowie Innen- und Außenraumbekleidungen für Raumflächen und Fassaden.
Das ist der Standardansatz. Wenn es um Gebäude von historischem oder kulturellem Wert geht, kann es sein, dass die Eigentümer und Visionäre hinter dem Projekt sich für ein alternatives Vorgehen entscheiden, um das beabsichtigte Ergebnis zu sichern.

Im Falle des Palazzo di Vigonovo war die Intention des Bauträgers Cosmo Realty, den kleinen Platz (bekannt als Campiello) zum wahren, international angesehenen kulturellen Mittelpunkt zu machen. Der erste Schritt bestand darin, ein Team zusammenzustellen, das über ein Verständnis für Geschichte und Kunst und für sowohl neue als auch bestehende Technologien verfügte. Außerdem sollten die Teammitglieder einen Sinn für gegenwärtige Trends zeigen. Palazzo di Vigonovo wurde vor 30 Jahren bei einem Brand schwer beschädigt. Der Standort und das Gebäude waren einst die Quelle für archäologische und historische Schriften von den Griechen und den Römern. Nach einer dreijährigen Umbauphase kann der Campiello noch einmal aufblühen.

Die ortsansässigen Architekten 3ndy Studio wurden beauftragt, das Projekt zu koordinieren und die alte Fassade durch eine zeitgemäße Architektursprache wiederherzustellen. Als die Architekten mit dem Projekt anfingen, wirkte die Baustelle verlassen und verfallen, aber der Brand hatte keine wesentlichen Schäden verursacht. Trotzdem hatten vorangegangene Wieder-

herstellungsbemühungen die Fassade entstellt und alle herrlichen dekorativen Elemente komplett entfernt.

Heute besteht das neue Gebäude aus zwei getrennten Bauteilen, die über eine prächtige Fassade aus Cortenstahl mit einander verbunden sind. Die ursprüngliche Fassade wies im ersten Stockwerk eine Reihe von Fenstern mit Mittelpfosten auf, die von starken Mauerzinnen gekrönt waren. Nach den Restaurierungsarbeiten von 3ndy Studio ist die Fassade heute in seinem beinahe ursprünglichen Zustand zu bewundern. In Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Philippe Daverio und dem Künstler Giorgio Milani machten sich die Architekten daran, das Potential einer Mischung aus Poesie und Cortenstahl zu erkunden.

Im Anschluss an einem Brainstorming, wobei die Designer mehrere Konzeptskizzen erstellten, erarbeitete Giorgio Milani ein von der Hand äußerst genau gezeichnetes Muster, das sich auf die Jahrhunderte alte Geschichte des Gebäudes hinweist.

Wieder Leben in ein Gebäude zu bringen, damit das Gebäude zu seinem früheren Glanz zurückfinden kann, bedeutet, dass man an die Stimmen von denjenigen erinnern muss, die dort gelebt haben. Nicht zu vergessen sind auch die damit verbundenen historischen Ereignissen, das alltägliche Leben und die Traditionen der Zeit. Aus den Konzeptskizzen von Milani ist eine Großskulptur aus 190 Cortenstahlblechen entstanden, die sich über 300 Quadratmeter dehnt und als riesengroße und rätselhafte Seite eines Buchs zu lesen ist. Um die gewünschte Ästhetik und kulturelle Harmonie zu erzielen, sind die Schriftzüge aus 22

verschiedenen Alphabeten und aus Groß- und Kleinbuchstaben von verschiedenen Schriftarten realisiert.

Milani: "Nachts wird das Kunstwerk durch das Licht, das durch die Stahlbleche durchfiltert, enthüllt. Die Verse werden deutlich sichtbar und jeder, der die Erinnerungen und die Geschichte des Orts wach halten möchte, kann dieses Werk als Juwel schätzen".

Das Projekt ist ein wundervolles Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Geschichte, Kunst, Architektur und Technologie vereint werden, um eine wahrhaft große Geste zu machen.

Natürlich haben die Texte eine inhaltliche Bedeutung, die man sich fast mit Überwindung erlesen muss. Der Effekt und die Bedeutung der Fassade liegen in dem doppelten Spannungsbogen. Einerseits sind es die gelaserten Texte selbst, zum anderen wird ein weiterer durch lineares Leuchten erzielt, die einen Verlauf der Beleuchtung bewirken. Die Fassade erhält eine Dramaturgie, die durch die Rundbogenfenster und die Reflexionen eine zusätzliche Ästhetik erhält. Alle Elemente vertragen sich außerordentlich gut und erinnern auf eine völlig unbedrohliche Art und Weise an das Feuer vor mehr als 30 Jahren.

Das Gesamtensemble jedoch gewinnt dadurch, dass dieses Konzept nicht über alle Gebäudeteile durchgezogen wurde. Der neue moderne Bauteil bleibt als solcher natürlich, beziehungsweise durch lineare Uplighter als einfache Backsteinfassade gehalten und überlässt die beleuchtete Stahlfassade den Status der Erinnerung und des bedeutsamen Bereiches. Die Fassade beinhaltet eine Spannung wie ein Feuer, strahlt aber durch die Symbolik der Texte gleichzeitig eine Ruhe aus, die einem das Gesamtwerk nahebringt und erträglich macht.

Licht ist ein Teil der Gesamtgestaltung, integriert nicht nur in die Architektur, sondern auch in die Symbolik, die es gleichzeitig entfacht und zu einem geschichtsträchtigen Projekt macht.

Projektbeteiligte:

Architekten: 3ndy Studio

Fassadengestaltung: Giorgio Milani, Philippe Daverio